Planungsgrundlage + Forschung

Zeitaufgelösste Messungen und Eintrittspfade ermitteln

Es gibt Fragestellungen, für die eine anerkannte Radonmessung (Nachweis über die Einhaltung gesetzlicher und normativer Anforderungen) nicht am zweckmässigsten sind. Uns stehen dazu andere Methoden und Messmittel zur Verfügung, die jedoch nicht zum Bereich der anerkannten Radonmessstelle gehören.

Radonmessungen als Planungsgrundlage

Orientierende Radonmessungen

Eine orientierende Messung ist ein Schnellverfahren, das bei hohem Zeitdruck – etwa bei Veräusserung einer Immobilie oder bei bevorstehenden Umbauten – eingesetzt wird. Sie dient primär zur Abschätzung der möglichen Radonbelastung eines Gebäudes oder der Einschätzung wie sich Nutzung, z.B. die Abwesenheit von Nutzern in der Nacht- und Wochenende (Arbeitsräume, Schulen) auf die zeitliche Verteilung der Radonkonzentration auswirkt. Die Planung der Messung und die Bewertung der Messergebnisse sind von einer erfahren Radonfachperson durchzuführen.

Für orientierende werden von Experten IBH elektronische Radondosimeter und Radonmessgeräte eingesetzt, oft welche, die die Messwerte zeitaufgelöst aufzeichnen.

Der Verlauf zeigt zeitlich starke Schwankungen der Radonkonzentration

Orientierende Messungen erheben nicht den Anspruch die Einhaltung des Radonreferenzwert nachzuweisen und ersetzen deshalb anerkannte Radonmessungen nicht!

Komplexen Fragestellungen

Um für eine gute Planung von Radonsanierungen komplexe Radonprobleme untersuchen zu können, sind oft Messungen mit hochempfindlichen Radonmessgeräten, die zeitlich aufgelöst die Radonkonzentraton aufzeigen können, gefragt. Solche Messungen sind erfahrenen Messprofis vorbehalten und mit Aufzeichnungen des Innenraum- und des Aussenklimas zu ergänzen.

Eintrittspfade ermitteln

Als Plaungsgrundlage für eine zielführende Sanierung ist öfter die Ermittlung von Radoneintrittspfaden erforderlich. Dazu stehen uns verschiedene Methoden zur Verfügung. Oft beginnt die Suche mit einer indirekten Methode, die schneller Messwerte liefert, wie eine Radonmessung. Die Ergebnis aus solchen indirekten Messungen sind anschliessend mit einer eigentlichen Radonmessung zu verifizieren.

Radonmessgeräte mit Sniffing-Mode

Radonmessgeräte messen in ihren Masskammern Alpha-Zerfälle. Nur mit grossen Messzellen und der Unterstützung einer Pumpe kann man in relativ kurzer Zeit eine einigermassen zuverlässliche momentane Radonaktivität gezielt an einer Stelle, an der man einen Radoneintritt vermutet, messen. Selbst mit einem hochempfindlichen Messgerät dauert eine solche Messung pro Messstelle min. 10 Minuten.

Ermittlung erhöhter CO2-Werte

Bodenluft weist eine höhere Kohlendioxidkonzentration (Bodenluft CO2 > 2 ‰) auf wie die atmosphärische Luft(CO2 ca. 0.4 ‰). Somit stellen signifikant erhöhte CO2-Werte in der Nähe von erdberührten Bodenplatten und Wänden ein Indiz für den Eintritt von Bodenluft dar. Jedoch führt nicht nur die Bodenluft zu einem Anstieg der CO2-Konzentration, jeder Verbrenungsprozess sowie die Athmung von Menschen und Tieren lassen das Kohlendioxid in der Luft ansteigen.

Ermittlung von Hotspots an Luftionen

Radon und seine Folgeprodukte emitieren ionisierende Strahlung, die auch Luftmolkühle zu ionieren vermögen. Mit einem empfindlichen Luftionenzähler ist die Anzahl von Luftionen innerhalb von 1 - 2 Minuten messbar. Aus der Anzahl von positiven Ionen lässt sich gar annäherungsweise die Radonkonzentration errechnen. Wichtig bei dieser Messung ist der Ausschluss künstlicher Ionenquellen, wie offenes Feuer, zerstäubtes Wasser, Hochspannungs- oder Ionisierungsgeräte.

Stationäre oder personbezogene Messung der beruflichen Strahlenexposition

Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsbedingungen und Aufenthaltszeiten der Beschäftigten in den betreffenden Räumlichkeiten ist es oftmals sinn­voll, ein Untersuchungskonzept mit einer Kombination aus Personen- und Ortsmessungen zu erstellen. Die Beantwortung spezieller Fragestellungen ist in der Regel nur durch zeitauflösende Messungen und deren korre­lie­ren mit variierenden Raumnutzungsbedingungen oder Arbeitsabläufen (z.B.: Betrieb von Ventilatoren, Pumpen usw.) möglich.

Das IBH Beurteilungsschema

Nebst der Beurteilung entsprechend den gesetzlichen Vorgaben, beurteilt die IBH Messstelle die Messergebnisse nach dem Beurteilungsschema des Instituts für Bauhygiene. Dieses hat den Status einer Empfehlung gemäss dem aktuellen Stand der Technik. Als Grundlagen für das Schema zur Beurteilung der Dringlichkeit einer Radonsanierung wurden folgende Vorgaben miteinbezogen:

  • Allgemeines Schema IBH zur Beurteilung von Gebäudeschadstoffen, das sich an der gängigen Dringlichkeitsbeurteilung von Asbest in Gebäuden orientiert (Abweichung: bei Suva hat I die höchste Dringlichkeit für eine Sanierung - bei IBH ist bei 0 keine Sanierung erforderlich und bei I besteht die geringste Dringlichkeit für eine Sanierung);
  • geltender Grenz- und Richtwert
  • Referenzwert WHO von 100 Bq/m3;
  • Referenzwert von 300 Bq/m3, der gemäss dem Entwurf der neuen StSV im Jahresdurchschnitt in Räumen, die für die Dauernutzung bestimmt sind, nicht überschritten werden, ein Referenzwert für übrige Räume ist für die Allgemeinbevölkerung in der StSV nicht festgelegt;
  • Baunorm SIA 180 "Wärmeschutz, Feuchteschutz und Raumklima in Gebäuden", Version 2014 - Die Radonkonzentration soll möglichst tief und sicher unter 300 Bq/m3 liegen;
  • Marktbedürfnis der Gesellschaft nach Räume mit besonders hohen Luftqualität (z.B. Bauqualitätslabel).

Dringlichkeit von Sanierungen zur Reduktion von Radon

IBH-Schema: Dringlichkeit einer Radonsanierung
Raumluftqualität Nutzung des Innenraumes
Radonaktivität [Bq/m3] Klassierung Sehr gute Luftqualität häufiger Aufenthalt kurzzeitiger Aufenthalt kein Aufenthaltsraum
< 100 typisch I 0 0 0
100 - 300 erhöht II I I 0
300 - 600 kritisch III II I I
600 - 1000 hoch III III II I
> 1000 sehr hoch III III III II

Dringlichkeitsstufe 0: Die Radonbelastung muss nicht weiter beachtet werden.

Dringlichkeitsstufe I: Bei baulichen Vorhaben und Nutzungsänderungen ist die Schadstoffbelastung adäquat zu berücksichtigen.

Dringlichkeitsstufe II: Eine unverzügliche Sanierung drängt sich nicht zwingend auf. Bei baulichen Vorhaben ist die Radonbelastung mit adäquaten Massnahmen zu reduzieren, in Aufenthaltsräumen mindestens soweit, dass der Referenzwert nicht überschritten wird. Zudem sind Neubeurteilungen nötig, zum Einen periodische (die Radonbelastung kann sich verändern) und zum Anderen bei Nutzungsänderungen oder besonderen Vorkommnissen.

Es ist bei Gebäuden, die die SIA 180 - Version 2014 einzuhalten haben (gilt heute praktisch für alle Neu- und Umbauten) oder bei denen ein anderes vertraglich festgelegtes Qualitätsziel nicht eingehalten ist, von einem Baumangel, bei einem Mietobjekt auch von einem Mietmangel auszugehen.

Dringlichkeitsstufe III: Die Situation erfordert in der Regel eine Sanierung, die umgehend eingeleitet werden muss. Bis die Sanierung ausgeführt wird, sind allenfalls temporäre Massnahmen (z.B. vermehrtes Lüften) erforderlich.

Sehr gute Luftqualität

Die Forderung nach einer sehr guten Luftqualität kann ein Mieter gegnüber dem Vermieter oder ein Käufer gegenüber einem Verkäufer oder ein Bauherr gegenüber dem Ersteller des Bauwerkes nur einfordern, wenn vorgängig eine sehr gute Luftqualität, unter nennung des Zielwertes vertraglich zugesichert wurde. Die Zusicherung kann auch über ein Qualitätslabel, das diese Anforderung bezüglich max. Radonbelastung beinhaltet, als gegeben erachtet werden.

Forschung

Messungen von Radon in der Bodenluft

Es gibt die Möglichkeit die Radonaktivität in der Bodenluft messtechnisch zu bestimmen. Für die Messung wird eine sogenannte "Bonner Sonde" einen Meter unter Fluhr getrieben und aus dieser die Radonkonzentration der Bodenluft mit einem Radonmessgerät gemessen.

Radon in der Bodenluft wird vorwiegend für die Feststellung von Radonrisikogebieten und zu wissenschaftlichen Zwecken ermittelt. Für die Baupraxis ist eine Bodenluftmessung jedoch sehr aufwändig, kostenintensiv und oft nicht aussagekräftig genug. Daher wird bei Neubauten empfohlen, Vorsorgemassnahmen, wie auf unserer Seite Radonschutz beschrieben, ohne vorhergehende Bodenluftmessung am Baugrund durchzuführen.

Messungen von Radon im Wasser

Nicht nur in der Bodenluft, auch im Wasser können wir die Radonkonzentration bestimmen. Diese ist jedoch nicht direkt im Wasser vor Ort messbar, sondern aus einer aus diesem Wasser entnommen Probe (150 ml). Einen zeitlichen Verlauf und somit eine durchschnittliche Radonaktivität im Wasser kann so nicht bestimmt werden. Somit zeigt diese Messung lediglich eine Momentaufnahme.

Sarad RTM1688-2 mit Aqua-Kit

Die Messungen von Radon im Wasser kann ev. dann sinnvoll sein, wenn abgeschätzt werden soll, ob die Belastung eines Wasserreservoirs, Wasserwerks oder Schwimmbades hauptsächlich auf radonhaltiges Wasser zurückzuführen ist oder vor allem aus dem Erdreich in dieses Gebäude eindringt.